Exkursion: Bochum-Zentrum/Hamme, Westpark - 02.08.2008

Die Jahrhunderthalle in Bochum ist einer der Ankerpunkte der "Route der Industriekultur". Durch die Erzbahntrasse ist sie heute durch einen gut ausgebauten Fernradwanderweg des RVR mit dem Hafen "Grimberg" in Gelsenkirchen verbunden und wird auch von der Naherholung suchenden Bevölkerung stark frequentiert. Das Gelände stellt das südlichste Ende des Grünzugs D dar, einer von sieben Grünzügen, die in Nord-Süd-Richtung das Ruhrgebiet durchziehen.
Die Geschichte des ehemaligen Stahlwerkes "Bochumer Verein" reicht bis ins Jahr 1842 zurück, später ging das Werk in den Besitz des Thyssen-Krupp-Konzerns über. Durch die 150-jährige Produktionsgeschichte haben sich mächtige Plateaus von Hochofengasschlacken angesammelt, so dass auf dem ganzen Gelände weitgehend anthropogene Substrate vorherrschen. Die industriellen Aktivitäten dauerten auf dem Gelände bis Ende der 1980er Jahre an, danach ging die Fläche in das Eigentum der Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) über. Die Jahrhunderthalle selbst stand nicht immer in Bochum, sondern wurde 1902 in Düsseldorf erbaut und siedelte erst ein Jahr später nach Bochum um. Sie wurde nicht nach ästhetischen, sondern nach rein funktionellen Kriterien konzipiert und ist ein Beispiel für eine rein zweckorientierte Architektur. Während der Produktionszeit diente sie als Gebläsemaschinenhalle, heute ist sie Zentrum vieler kulturellen Veranstaltungen wie der "Ruhr-Triennale" und der "Extraschicht".
Mittlerweile sind die brach liegenden Flächen durch fortschreitende Sukzession von einer industrietypischen Vegetation bewachsen. Während junge Pionierstadien, meist reich an seltenen Arten, weitgehend verschwunden sind, dominieren heute Verbuschungs- und Vorwaldstadien aus unterschiedlichen Gehölzarten, meist jedoch Hänge-Birke (Betula pendula) und Sal-Weide (Salix caprea) und Sommerflieder (Buddleja davidii). Auch reine Robinien-Bestände kommen vor, diese sind allerdings gepflanzt. Auf Grund des industrietypischen Charakters der Vegetation ist das Gelände heute auch zu einem Themenpunkt der "Route der Industrienatur" geworden. Junge Pionierstadien mit seltenen und gefährdeten Arten finden sich noch auf den nahegelegenen Brachflächen des Gewerbegebietes an der "Gahlenschen Straße", wo früher Schlacke abgelagert wurde.

Leitung: Götz H. Loos

Protokoll

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Exkursion Bochum Westpark 2008-08-08
Die Bochumer Jahrhunderthalle: früher Zentrum der Maloche, dann Geheimtipp für Bochumer Bühnen-Kleinstkunst, heute Kulturort für's dicke Portemonnaies; Spielort der Ruhr-Trienale und Verleihung der 1live-Krone (© A. Jagel)
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Die denkmalgeschützte Fassade befindet sich nun hinter dem modernen Vorbau (© A. Jagel)
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Historisches! (© A. Jagel)
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© A. Jagel
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© A. Jagel
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Wegwarte (Cichorium intybus), blüht nur morgens (© A. Jagel)
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Weg-Distel (Carduus acanthoides), selten in Bochum zu finden, die wohl fieseste unserer heimischen Disteln (© A. Jagel)
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Färber-Wau oder Färber-Resede (Reseda luteola, © A. Jagel)
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Neophyten überall, hier die Riesen-Goldrute (Solidago gigantea, © A. Jagel)
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© A. Jagel
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Kahles Bruchkraut (Herniaria glabra, © A. Jagel)
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Exkursion Bochum Westpark 2008-08-08
Was wächst denn da??? ... Anpflanzungen in den Betonbecken (© A. Jagel)
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© A. Jagel
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Alles, aber auch alles wird notiert! (© A. Jagel)
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Baumreihenkunst mit Pyramidenpappeln (Populus nigra 'Italica'), zukünftiges Futter für Kyrill und seine Freunde (© A. Jagel)
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Die "Ruhrgebiets-Brombeere", nicht die einzige Brombeer-Art im Pott, wie RUBI-WEBER mal andeutete, aber die prominenteste; zeichnet sich aus durch ... (© A. Jagel)
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... kräftigen Wuchs mit sehr kräftigen Trieben, weißfilzige Blattunterseite, ... (© A. Jagel)
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... rotfüßige Stacheln ... (© T. Kasielke)
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... und die bestschmeckensten Früchte (wie immer natürlich: Geschmackssache): die Armenische Brombeere (Rubus armeniacus, © A. Jagel)
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Exkursion Bochum Westpark 2008-08-02
Unser Mann für die Hybriden mit Desetangs Johanniskraut, Hypericum x desetangsii (© A. Jagel)
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Der wohl typischste Strauch mit dem höchsten Zierwert unserer Industrie- und Bahnbrachen, der Sommerflieder (Buddleja davidii) aus China (© A. Jagel)
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meist mit blassvioletten Blüten, ... (© A. Jagel)
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... hier und da aber auch mal in Weiß (© A. Jagel)
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Vebuschungsstadium mit Sommerflieder (© P. Gausmann)
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Populus maximowiczii-Hybride (© P. Gausmann)
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Darf natürlich auch nicht fehlen: das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens, © A. Jagel)
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© A. Jagel
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Edel-Minze (Mentha ×gracilis), ... (© P. Gausmann) 
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... und das Eisenkraut (Verbena officinalis), ehemalige Heilpflanze, die früher auch bei der Eisenverhüttung verwendet wurde, ... (© A. Jagel)
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... entzieht sich in der Regel dem Autofokus durch Filigranität, daher hier keine ganze Pflanze abgebildet (© A. Jagel)
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© A. Jagel
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© P. Gausmann
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Für jeden was dabei: bei Höhenangst ist hier Schluss! (© A. Jagel)
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Blick in die Zukunft: Birke - Eiche - Buche? (© A. Jagel)
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Stiel-Eiche (Quercus robur) und Rot-Buche (Fagus sylvativa, © P. Gausmann)
Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.
Cotoneaster rehderi, die als "Cotoneaster bullatus" verkauft wird, auf Deutsch würde man dann wohl Rehders Zwergmispel sagen (det. G. H. Loos, © A. Jagel)
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Einblättrige Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior f. monophylla, © P. Gausmann)
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Seenplatte Ruhrpott (© A. Jagel)
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Amsterdam für Arme, die sog. "Grachtenanlage" (© A. Jagel)
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Hier geht los an der Bochumer "Erzbahnschwinge": per Fahrrad bis zum Hafen Grimberg - ohne Ampel (© A. Jagel)
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Und nun Hand aufs Herz: die letzten Höhenkollerer werden zurückgelassen, denn es schwingt die Schwinge! (© A. Jagel)
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Ein weiterer, typischer Industriebrachen-Neophyt, ... (© A. Jagel)
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... das Norwegische Fingerkraut (Potentilla norvegica, © A. Jagel)
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Sand-Schaumkresse (Cardaminopsis arenosa, © P. Gausmann)
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Leers Segge (Carex guestphalica, © P. Gausmann)
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Das Gelände an der Gahlenschen Str. (© A. Jagel)
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Im Reich der Zwerge: das Kleine Glüdenkraut (Centaurium pulchellum, © A. Jagel)
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Borsten-Moorhirse (Isolepis setacea), der Drittfund dieser Seltenheit für Bochum in diesem Jahr (© A. Jagel)
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Ein Hornmoos (Anthoceros agrestis, © A. Jagel)
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Geflecktes Habichtskraut ... (Hieracium maculatum, © A. Jagel)
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... ebenfalls eine Seltenheit der Bochumer Flora (© A. Jagel)
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Vielleicht an diesem Tag die Planzen mit dem geringsten Zierwert und dann auch noch "schon durch". Aber: die letzten ihrer Art in Bochum, nach dem das langjährige Vorkommen auf dem Unigelände weggesäubert wurde: das Kleine Filzkraut (Filago minima), nach der Roten Liste NRW landesweit gefährdet (RL 3, © A. Jagel)
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Na, und wenn wir schon mal bei Klein-Aber-Oho sind, das Pariser Labkraut (Galium parisiense), nach der (veralteten) Roten Liste sogar ausgestorben in Deutschland - Offenbar doch nicht (© A. Jagel).
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© A. Jagel
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Wilde Malve (Malva sylvestris, © A. Jagel)
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© A. Jagel
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Roter Gänsefuß (Chenopodium rubrum, © P. Gausmann)
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Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum, © A. Jagel)
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Verwilderter Sanddorn (Hippophae rhamnoides, © A. Jagel)
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Pannonische Flockenblume (Centaurea pannonica) aus einer Ansaat (© A. Jagel)
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Exkursion Bochum Westpark 2008-08-08
Und zum Abschluss noch eine große Seltenheit der Bochumer Flora (© A. Jagel)
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Das Echte Tännelkraut (Kickxia elatine), ein Kalkackerunkraut, dass im Bochumer Raum nicht heimisch ist; auf der Roten Liste steht es als landesweit gefährdet (RL 3, © A. Jagel)

 

Ansprechpartner: Armin Jagel