Exkursion an die Mosel 13.08.2009-16.08.2009 - Calmont
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Der Calmont (14.08.2009)
Es sollte der Höhepunkt der Moselexkursion werden und er wurde es: Der Calmont zwischen den Orten Bremm und Ediger-Eller. Steilster Weinberg Europas über der engsten Flussschleife Deutschlands, so heißt es in der Werbung. Der Calmont hat eine Neigung von bis zu 65° und man warnt davor, den Klettersteig am Hang zu begehen, wenn man nicht schwindelfrei und trittsicher ist. 2006 sind zwei Kletterer am Berg zu Tode gekommen. Der Name Calmont stammt wahrscheinlich aus dem Lateinischen, dann bedeutet er "warmer Berg", was auch Thema des Tages war.
Doch aus Gründen der Gruppenzusammenführung wurde zunächst das Ufer der Mosel bei Bremm aufgesucht.
Die Mosel mit dem Ort Bremm und dem Calmont im Hintergrund
Was wir schon von Rhein, Elbe und Ruhr gewohnt sind, der Reichtum der Flora an Neophyten am Ufer, z. B.:
Zucker-Spitzklette ...
... Xanthium saccharatum, aus Nord-Amerika
Neubelgien-Aster oder auch Glattblatt-Aster (Aster novi-belgii s. str.) ...
... ebenfalls aus Nord-Amerika
Kleinblütige Aster (Aster parviflorus) mit vergleichweise kleinen und meist reinweißen Blütenköpfchen ...
... in Aufsicht und ...
... von der Seite, nochmal Nord-Amerika.
Und um noch einen draufzusetzen: die Nordamerikanische Nesselseide (Cuscuta campestris) ...
Aber auch genügend Heimisches ist vertreten:
Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica)
Breitblättrige Kresse ...
... Lepidium latifolium) ...
... die ja auch mittlerweile zunehmend in Westfalen auftritt.
Europäische Nesselseide ...
... Cuscuta europaea
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Wasser-Minze (Mentha aquatica)
Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)
Zweifelhafter Ziest (Stachys x ambigua = St. palustris x sylvatica)
Und etwas oberhalb: Botanik an den Uferhängen
Hopfen (Humulus lupulus), ...
... die schlichten männlichen Blüten
Knolliger Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum)
Knolliger Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum)
Pastinak (Pastinaca sativa agg.) ...,
... aber nicht der, ....
... den man in Westfalen am häufigsten zu sehen bekommt, sondern...
' ... die stark behaarte ssp. urens, oder als Art: Pastinaca umbrosa
Weiden und ihre Hybriden, eine kleine Auswahl:
Bruch-Weide (Salix fragilis)
Mandel-Weide (Salix triandra)
Busch-Weide (Salix x mollissima = S. triandra x viminalis).
Purpur-Weide (Salix purpurea)
Am Uferweg: Pflanzen der Bauerngärten
... mit gewaltigen Sonnenblumen (Helianthus annuus), ...
... Obstbäumen, wie dem Pfirsichbaum (Prunus persica), ...
... geschossenem Salat (Lactuca sativa), ....
... und Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica), deren Blüten nach Schokolade riechen!
Früher als Gewürz- und Heilpflanze verwendet: Nigella damascena, auf deutsch: Jungfer-im-Grünen, Gretel-im-Busch, Uschi-durch-die-Hecke oder wie auch immer ...
Attraktive Zierpflanzen aus Nord-Amerika, wie die Neuenglische Aster (Aster novae-angliae) ...
... die Virginische Gelenkblume ...
... Physostegia virginiana ...
... und Stockrosen (Alcea rosea) in verschiedenen Farben. Heimat: unklar.
Das gefällt jedenfalls!
Dazwischen einige Unkräuter: Die Fuchsrote Borstenhirse ...
... Setaria pumila, mit Wellen auf dem Deckblatt der Ährchen
Quirlige Borstenhirse (Setaria verticillata) mit entfernt stehenden sog. "Blüten-Quirlen" (botanisch sind es Ährchen, die in Scheinquirlen stehen).
Blutrote Fingerhirse (Digitaria sanguinalis ssp. sanguinalis)
Nun endlich vollständig geht es passend zur Mittagshitze los, der Aufstieg in Bremm beginnt
Letzte Sitzung vor dem Einstieg in den Klettersteig ...
... alles easy!
Der Führer des Tages, der "Zivi", ...
... und die zuversichtliche (aber naive) Reisegruppe
Neu angelegtes Weinfeld.
Aber auch die Weintrauben an den alten Reben sind noch nicht reif. Die Frage, wie sie eigentlich an den steilen Hängen geerntet werden und ob sich das finanziell überhaupt lohnt, blieb unbeantwortet.
Hier und da: Der Rote Weinbergs-Pfirsich, eine "traditionsreiche Delikatesse des Moseltals" wie es heißt, ...
.... mit blutrotem Fruchtfleisch
Kräuter
Schmalblättriger Hohlzahn ...
... Galeopsis angustifolia
Aufrechter Ziest (Stachys recta)
Und das? Na? So schwer ist es nicht, ist ganz offensichtlich ein schwarzer Stiel. (zur Lösung: mouse it!)
Schriftfarn (Asplenium ceterach): frisch ...
... und unter Trockenstress
Als kalkliebende Art hier ungewöhnlicherweise zusammen mit dem Nordischen Streifenfarn, der typisch für saures Gestein ist ...
... Asplenium septentrionale ... (T. Kasielke)
... mit Sporangien (T. Kasielke)
Engelsüß (Polypodium vulgare agg.)
Wilder Majoran (Origanum vulgare ssp. prismaticum)
Feld-Beifuß (Artemisia campestris)
Schild-Ampfer ...
... Rumex scutatus ...
... Blatt ...
... und Früchte
Weiße Fetthenne (Sedum album) ...,
... Futterpflanze der Apollofalter-Raupe
Kleiner getarnter Wicht, der in Farbe und Muster eine Flechte nachahmt. Aber er sollte besser auf seine Figur achten, die ihn verriet.
Berg-Sandglöckchen (Jasione montana)
Blasser Schaf-Schwingel (Festuca pallens)
Unspektakulär und selten: benannt nach den Aachener Botaniker Erwin Patzke: Patzkes Schaf-Schwingel (Festuca patzkei)
Und ebenfalls selten: eine Varietät der Dach-Hauswurz, Sempervivum tectorum var. rhenanum, endemisch im Mosel- und Ahr-Tal.
Hirschwurz ...
... Peucedanum cervaria
Gift-Lattich (Lactuca virosa)
Wohlriechende Weißwurz, Salomonsiegel (Polygonatum odoratum)
Filz-Brombeere (Rubus canescens) ...
... eine der wenigen sexuellen Ausgangsarten der Brombeeren in Europa
Der Stress nimmt zu, es wird immer noch ...
... ohne Worte ...
... auch die Pflanzen leiden unter der Hitze und der Trockenheit des Hanges. Hier das Gewöhnliche Greiskraut (Senecio vulgaris), neuerdings in die Presse gelangt durch Rucola (Es wird sich wohl eher um diese Art handeln, wenn auch immer wieder das Jakobs-Greiskraut, Senecio jacobaea, genannt wird, wahrscheinlich, weil es in diesem Jahr schon die ganze Zeit durch die Presse geistert und scheinbar ganze Herden von Pferden niederstreckt... Jedenfalls ist das Jakobs-Greiskraut keine Ackerunkraut und es bleibt unklar, wie es seinen Weg in die Rucola-Packung finden soll. Andererseits wird Senecio vulgaris nicht als Giftpflanze geführt ...)
Sonnenhungrig das Männchen einer Mauereidechse (Podarcis muralis)
Wärme liebende Gehölze
Französischer Ahorn oder Felsen-Ahorn ...
... Acer monspessulanum
Echte Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus carthatica)
Gewöhnliche Berberitze, Sauerdorn (Berberis vulgaris)
Buchsbaum (Buxus sempervirens) in Frucht
Schlehe (Prunus spinosa)
Elsbeere (Sorbus torminalis)
Gewöhnliche Mehlbeere ...
... Sorbus aria
Einer der vielen "Gipfel", der häufigen "Da-vorn-ist's", der zahllosen "Gleich-haben-wir's-geschafft's" - Es wird viel gelogen auf dem Calmont!
Einer, der drauf reingefallen ist.
Und noch so'n "Gipfel", "mit Weinausschank", ja Pustekuchen...
... aber wenigstens Aussicht gibt es auf all diesen Gipfeln: Hier Bremm von oben
Aber dann schließlich doch noch: am einzig wahren Gipfel, der sich hier 280 m über der Mosel erhebt, gibt es tatsächlich Wein zur Belohnung! Und auch die ein oder andere Flasche Wasser.
Außerdem aber auch hier noch Botanik: aus einer Einsaat die Zierliche Kornrade (Agrostemma gracilis , Kronblätter anders als bei A. githago bis zur Spitze der Kelchblattzipfel reichend)
Die gesamte Moselschleife.
Und nun: Prost Calmont, du hast uns Nerven gekostet!
Ansprechpartner/contact
Armin Jagel (Botanik)
Till Kasielke (Geologie)
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